mutare (lateinisch): wechseln, ändern, tauschen, verändern, abwechseln, umtauschen, umwechseln, umändern, vertauschen, verwandeln

Als Mutation wird in der Biologie eine spontan auftretende, dauerhafte Veränderung des Erbgutes bezeichnet. Die Veränderung betrifft zunächst das Erbgut nur einer Zelle, wird aber an deren Tochterzellen weitergegeben.
Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Mutation

Der Titel der Ausstellung war schon vor Monaten fixiert, die Vernissage für Mai anberaumt. 20 Jahre Kosmos Theater galt und gilt es zu feiern. Ich wollte in Bildern über feministische Themen und Fragen aus diesen Jahren nachdenken und zur Diskussion darüber anregen. Dann kam mir/uns allen das Virus dazwischen. Zurückgeworfen auf vor allem lange Spaziergänge fotografierte ich in den seit Mitte März vergangenen Monaten so viel Natur wie selten zuvor. Keine Theaterinszenierungen, nur Naturschauspiel. Sehnsüchtig nach mehr Theater(licht) holte ich mir die Natur dann wieder in mein kleines Fotostudio herein. 

„Umsonst geklatscht“ ist das erste Foto, das in den letzten Monaten aus dieser Situation heraus entstand. Natur und Gegenwart sind für mich in all diesen Fotos über Inhalt und Titel zusammengewachsen, aber der Blick darauf soll für jede*n aus dem eigenen momentanen Denkraum möglich sein. Ein Blumenstrauss aus Klatschmohn in voller Blüte ist ein Foto, das auch andere Titel haben könnte, und jeder andere ist mir willkommen. Ich selbst habe die Bilder damit zeitlich verankert, sie sind in den letzten Monaten entstanden, und sie spiegeln Gedanken wider, die mir beim Fotografieren und allgemein in dieser Zeit durch den Kopf gegangen sind. Klatschmohn ist in der Vase ein paar Stunden später verblüht, das Klatschen aus den Fenstern ist auch verstummt, die anfangs Beklatschten verdienen jetzt genauso viel zu wenig wie vor der durch das Virus verursachten Krise. 

Still-Life-Fotografie ist für mich in gewisser Weise die ideale Ergänzung zur Theaterfotografie, auch hier wird inszeniert, doch halten die Objekte (meist) ungleich länger eine Position. Mutation ist hier die Veränderung der
Wahrnehmung dieser Objekte durch die Inszenierung, mutiert ist auch die Theater-Inszenierung in eine Studio-Inszenierung. Mit Mut bin ich sozusagen selbst in den Regiesessel gestiegen. 

Mutiert ist natürlich unser aller Leben gerade: Möge auch der frauen*politische Backlash bemerkt und dagegen angegangen werden!

Bettina Frenzel