Eröffnung Bettina Frenzel zur Vernissage am 8. März 2010

Nochmals einen wunderschönen guten Abend.
Wie Sie sehen können - an meiner umgehängten Kamera - bin ich eher eine Frau der Bilder als eine Frau der Worte - aber trotzdem möchte ich Ihnen heute kurz ein bisschen etwas über diese Ausstellung zur 10-jährigen Geschichte des Kosmostheaters erzählen.

Als Barbara Klein mich vor ungefähr einem Jahr fragte, ob ich diese Ausstellung gestalten wolle, war ich mir anfangs gar nicht sicher, ob ich die richtige dafür sein könnte. Immerhin hab ich zwei Drittel der Geschichte nur aus einiger Entfernung, und höchstens als Besucherin miterlebt. Ich bin erst seit 2006 die Hausfotografin.

Nun, Barbara Klein hatte überzeugende Argumente, warum ich, und ich bin nicht erst seit heute sehr froh, dass ich die Herausforderung angenommen habe, weil es wirklich sehr großen Spaß gemacht hat, in dem unglaublichen Reichtum an Archivmaterial herum zu wühlen, und ein bisschen etwas von all dem, was hier und auch BIS HIERHER passiert ist, nachzuvollziehen und für Sie aufzubereiten.

Womit ich mir bei der ganzen Arbeit sehr lang sehr schwer tat und was ich daher jetzt vorausschicken möchte, war genau dieser unglaubliche Reichtum an Archivmaterial. Irgendwann hab ich es für mich geschafft, mir zuzugestehen, daß eine Ausstellung immer nur eine natürlich auch subjektive Auswahl von so viel Ausgangsmaterial sein kann. Sie steht auch in keiner Konkurrenz zum Buch oder zum Film, ganz im Gegenteil, alles soll sich ergänzen. Also: Kaufen Sie ein Buch von Susanne Riegler, schauen Sie sich den Film von Valerie Kattenfeld an und nützen Sie auch Ihre hoffentlich regelmäßigen kommenden Besuche im KosmosTheater, um sich durch die Ausstellung durchzuarbeiten, und am Ende - da werden Sie wahrscheinlich immer noch nicht von allem gehört haben, was hier passiert ist.

Um zumindest alles einmal erwähnt haben zu können, habe ich im Halbstock auf der Stiege das große aus zwei Teilen bestehende Plakat gebastelt, auf dem Sie die Programme aller 10 Jahre bis hin zum heurigen Sommer nachlesen können.

Die Ausstellung beginnt eigentlich oben im Foyer, und sie beginnt in der Zeit VOR dem kosmos.frauenraum, genaugenommen 1998 mit Fotos von der Besetzung des ehemaligen Porno- und RaucherInnenkinos, dem Rondell. Beginnend mit einem der Frauen-brauchen-Raum-Leiberln, das Veronika Reininger, eine der Mitgründerinnen des Vereins LINK in ihrem Fundus ausgegraben und mir zur Verfügung gestellt hat, zieht sich ein roter Faden durchs ganze Theater. An dieser chronologischen roten Wäscheleine können Sie ab der oberen Cantinietta durch die 10 Jahre des KosmosTheaters streifen - und da es mehr als 400 daran aufgehängte Fotos sind, werden Sie nun auch verstehen, warum ich Ihnen rate, wiederzukommen und häppchenweise vorzugehen ;-) Auch das Aufhängen der Bilder hat lange gedauert - vielen Dank an dieser Stelle an alle helfenden Hände - ohne sie wäre ich heute wahrscheinlich ca. beim Jahr 2005 angekommen!

Der rote Faden führt vorbei an größeren Fotos, versehen mit Zitaten und manches Mal mit ganzen Textpassagen der jeweiligen Stücke. Für diese Verbindung von Bild mit Text haben mir die AutorInnen bzw. RegisseurInnen der Stücke dankenswerterweise Textpassagen rausgesucht und zur Verfügung gestellt, und fotografische Kolleginnen und Kollegen haben mir zum Teil sehr vertrauensvoll ihre Negative oder Daten überlassen, damit ich diese Vergrößerungenüberhaupt herstellen konnte - vielen Dank!

Soweit zum Bildmaterial, das ich im Archiv vorgefunden habe. Es gibt aber noch andere Stationen in dieser Ausstellung.

In der Vitrine links bei der Eingangstreppe finden Sie die frauen.schriften. Zwischen 2000 und 2002 ist vierteljährlich eine frauen.schrift, diese Zeitschrift für Kunst und Politik herausgekommen, die gleichzeitig das jeweilige Programm vorstellte. Für Lay-out und Grafik zeichneten die Spunks, Elisabeth Kaziz-Hitz und Eva Riemer verantwortlich.

Von Katharina Bauer wurde in dieser Zeit auch ein frauen.kalender gestaltet - leider habe ich davon kein Originalexemplar aufgetrieben, habe Ihnen daher nur ein paar kleine Abzüge zur Erinnerung ebenfalls in der Glasvitrine aufgehängt.

In den Jahren des kosmos.frauenraums, also zwischen 2000 und 2002 waren jeweils 3 Monate einem thematischen Zyklus zugeordnet. Diese thematischen Zyklen bestimmen im Grunde inhaltlich auch die weiteren Jahre des KosmosTheaters bis hin zur Gegenwart. Eine bildliche Zuordnung dieser Themenbereiche finden Sie im großen Foyer oben.
Neben der Kassa ist auch eine kleine Erinnerung an die Diskussionen bezüglich der Eintrittspreispolitik der ersten zwei Jahre angebracht, als Frauen dem geringeren Einkommen entsprechend auch um jenes Drittel weniger Eintritt zahlen mußten.

Im Foyer oben gleich neben dem Abgang finden Sie den sogenannten Festivalbaum. An langen grünen Rosenstangen hängen die Programme aller hier stattgefunden habenden Festivals. Im Buch finden Sie übrigens eine thematische Zusammenstellung dieser sehr unterschiedlichen Vernetzungen, die das KosmosTheater so vollbracht hat.

Zuletzt möchte ich Sie noch auf die Hörstation hier unten in der Cantinietta 2 aufmerksam machen. Hier können Sie Ausschnitte aus „Verloren im Kosmos“ nachhören, einer Radiosendung, die einmal wöchentlich auf Radio Orange von den KosmosFrauen moderiert wurde. Ich habe einen Schwung an Mitschnitten aus 2001 digitalisiert.
Soweit ich gehört habe, gab es diese Sendung über lange Zeit, zwischen 1998 und 2002 jeden Freitag nachmittag. Natürlich eine ideale Möglichkeit, wöchentlich das neue Programm vorzustellen, und ein wunderbarer Platz, um Mitschnitte, etwa aus der Serie „Histörrische Frauen“, in der historische weibliche Persönlichkeiten vorgestellt wurden, zu präsentieren. Auch wieder eine jener Entdeckungen für mich, über deren Fortsetzung ich mich auch heute sehr freuen würde - nur: wer soll auch das noch machen??? Es gibt auch heute hier ein sehr engagiertes und fleißiges Team von Frauen, denen die Arbeit auch so, ohne wöchentliche Radiosendung nicht ausgeht.

Damit bin ich am Ende meiner kurzen Einführung. Ich möchte allen, die hier im KosmosTheater arbeiten, ganz herzlich gratulieren und auch danken, es ist in jeder Phase wunderschön, mit Euch zusammenzuarbeiten. Übrigens: Sie erkennen das ganze jetzt hier arbeitende Team übrigens, wenn Sie sich die zwei sw-Fotos dort beim Durchgang anschauen und die Gesichter mit den hier anwesenden Vergleichen!

Ich hoffe, diese Ausstellung kann Ihnen einen Teil der mich erfasst habenden Faszination vermitteln, einen Funken, der überspringt, und freue mich auf eine Woche voller Jubiläum und voller weiterer Bilder für die Zukunft!
Vielen Dank!