Gerda Poschmann-Reichenau zu Bettina Frenzels Danse fugitive
Die Ausstellung „danse fugitive“ zeigt Menschen in Bewegung und ist schon damit gewissermaßen ein Manifest gegen Erstarrung und Stillstand. Der Tanz, die Bewegung hat hier viele Gesichter - vom vorsichtigen Sich-Herantasten, dem von Hoffnung getragenen Erspüren möglicher Freiräume, bis zur unbändigen Entfesselung, dem Sich-Wehren, manchmal aber auch mehr imaginären Ausbrechen in eine vielleicht nur geträumte Freiheit. Bewegung bedeutet: sich spüren, zu sich kommen. Bewegung darf auch politisch verstanden werden, darf Anstoß zu Diskussionen geben.
Fugitive („flüchtig“) ist Tanz, ist Bewegung immer, weil sie in der Zeit verläuft. Fotografie nicht. Das Motto als Thema einer Fotoausstellung beschreibt ein Paradox, das Bettina Frenzel als Herausforderung begreift, der sie sich leidenschaftlich stellt: Tanz („danse“) im Bild festzuhalten, ohne dass die Bewegung und damit das Flüchtige („fugitive“) dabei verloren ginge, aber auch ohne den tanzenden Körper, den Menschen in seiner Konkretheit, ganz zu verlieren und in die reine Abstraktion abzugleiten. Das erfodert einen Blick für den flüchtigen Moment, ein untrügliches Gespür für Bewegung, Licht und Farben. Bettina Frenzel dehnt den kurzen Moment der Belichtung genau um die richtige Spanne und holt so die Dimension der Zeit und damit die Bewegung mit herein in ihre Bilder: Als ob die Menschen, die sich bewegen, diese Kunstwerke mit ihrem Körper gemalt hätten. So überschreiten Bettina Frenzels „bewegte“ Bilder die Gattungsgrenzen zwischen Tanz, Malerei und Fotografie.
Gerda Poschmann-Reichenau 2009